Predigt von Stadtpfarrer Gerhard Pausch am 3. April 2021
Drei Frauen sind auf dem Weg zum Grab Jesu. Sie stellen sich die Frage: „Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegrollen?“ (Mk 16,3) Erst auf dem Weg wird ihnen klar: Beim Begräbnis waren es drei Männer, die den Stein vor den Eingang des Grabes wälzten: Nun aber sind die Frauen allein.
Der Rollstein vor der Grabhöhle ist schwer zu bewegen. Noch schwerer aber ist der Stein, der den Frauen damals wie auch uns heute auf dem Herzen liegt: der Stein der Trauer um liebe Verstorbene, die Angst vor dem Sterben und auch die Angst vor dem Leben. Manchmal ist es so, dass die Sonne nicht mehr scheint und die Nacht anhält.
Dann wendet sich das Geschehen:
„Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß!“ (Mk 16,4)
Gerade dieser schlichte Nachsatz will uns sagen: „Nicht Menschenhände, sondern Gott selbst bringt den Stein ins Rollen.“
Als sie dann in das geöffnete Grab hineingehen, wird ihnen zu ihrem Erschrecken von einem jungen Mann in einem weißen Kleid das Unmögliche gesagt: „Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier!“
Das Grab steht für Endgültigkeit. Scheinbar! Denn aus dem Grab kommt die Botschaft vom Leben. Nicht durch Menschenmund, sondern durch Gottes Boten wird ihnen das Unfassbare verkündet: „Das Leben lebt, der Tod ist tot!“ Hier fängt österlicher Glaube an!
Und allmählich spüren sie: Der Stein, der auf dem Herzen lag, ist weggerollt. Jesus ist wirklich auferstanden. Er ist stärker als der Tod. Es gibt Leben nach dem Tod.
Die Osterbotschaft korrigiert das landläufige Weltbild: Im Tod sei alles aus. - Nach dem Motto: "Das Leben kommt, das Leben geht – so ist es eben". Demnach stirbt man so wie eine Kerze verlöscht oder ein Wassertropfen im Meer aufgeht. Dann ist alles aus und vorbei. Deshalb versucht man aus dem Leben herauszuholen, was nur geht. Dann ist es auch egal, wie gut oder schlecht jemand im Leben gehandelt hat. Der Tod wird dann zum Gleichmacher, zum Schnitter und letztlich zum Komplizen der Mächtigen und Unterdrücker. Wenn es kein Danach gibt, dann gibt es auch keine letzte Verantwortung.
Dem setzt das Christentum mit der Hoffnung auf die Auferstehung einen Protest entgegen. "Tod, wo ist dein Stachel?", fragt der Apostel Paulus im Ersten Korintherbrief. Paulus hat dabei die Erwartung, dass Christus am Ende als Richter und Retter in unser Leben tritt.
Ostern gibt uns einen anderen Blick auf unser Leben und unser Sterben: Wenn das Leben zu Ende geht, dann falle ich nicht einfach ins tiefe Loch, sondern dann begegne ich dem lebendigen Gott. - Das macht uns gelassen. Wir müssen nicht allem nachlaufen mit dem Gefühl, ja nichts zu versäumen.
Am Ende erwartet uns der Auferstandene. Die Begegnung mit ihm wird uns mit großem Glück erfüllen. Und es gibt ein Wiedersehen mit all den Menschen, mit denen wir in Liebe und Zuneigung verbunden waren.
Österliche Menschen leben anders, sehen weiter.
Und uns fällt ein Stein vom Herzen. - Weil Gott auch die Steine unseres Lebens ins Rollen bringt.
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